Zwischen Daheim und Heim
Thema: Wohnen im Alter & Mobilität
Leben wir ältere Menschen in diesem Zwischenraum?
Wo bin ich in Zukunft zu Hause? Diese Frage stellen sich hoffentlich viele ab dem 50. Lebensjahr.
Vorausschauend gilt es die eigenen Bedürfnisse für die Lebensphase nach der beruflichen Tätigkeit zu klären. Noch nie gab es für Menschen nach der Pensionierung einen so starken, fortlaufend gesellschaftlichen Wandel. Da sind ökonomische Veränderungen: Das Gestalten des Alltags, das Bedürfnis nach Mobilität und nachbarschaftlichem Zusammenleben, nach regelmässigen Kontakten, die Erhaltung von Gesundheit und Fitness. Da sind verschiedenste kulturelle Interessen für Weiterbildung und Fortbildung, gesellschaftliche Aktivitäten, für Kompetenz im digitalen Umgang mit Medien.
Auf Grund dieser berechtigen Ansprüche älterer Menschen leitet sich ein raumplanerischer Auftrag, (Raumplanungsgesetz), an die Kantone und Gemeinden ab. Strategisch und konzeptionell gilt es, sich besser auf den demografischen Wandel vorzubereiten. Neue Wohnmodelle sollen den Lebensumständen älterer Menschen entgegenkommen. «Wohnen im Alter, altersgerechtes Wohnen « sind zum Dauerbrenner geworden. Es braucht in den Gemeinden künftig mehr geeigneten und altersgerecht gestalteten Wohnraum.
Heutige Möglichkeiten sich für eine neue Wohnform entscheidend sind:
- In eine kleinere Wohnung ziehen
- Sich einer Wohnbaugenossenschaft, einer gemeinnützigen Gesellschaft anschliessen. Generationen übergreifendes Wohnen ist da üblich.
- Sich für Angebote von Mehrgenerationen- Wohnen (Mehrgenerationenhaus) entscheiden, einige werden durch Privatinitiative, gemeinnützige Bauträger realisiert, auch ehemalige Industriebauten werden umgenutzt
- In eine Alterswohnung mit Dienstleistungs- Angeboten, ambulanten Unterstützungsdienste, einziehen, solche Wohnungen, geeignet auch für Paare, werden häufig von der öffentlichen Hand oder von Institutionen erstellt.
- Seniorenwohnung sogenannte Senioren WG, oder Cluster-Wohnung, mit anderen Seniorinnen, Senioren zusammenwohnen und den Alltag gestalten.
- Wohnen in einem Joker-Zimmer, das einer Familienwohnung oder einer WG angegliedert ist.
- Wohnen in einer Hausgemeinschaft, die auf Eigeninitiative, meist in Eigentum, entstanden ist, für Menschen von 50plus und 60plus.
- Vom eigenen Einfamilienhaus in die Einliegerwohnung wechseln
- Wohnraum mit anderen teilen, z.B. gegen Hilfe einer jüngeren Person.
Ergänzend dazu: Sich eine Haushalthilfe suchen, Pflegeleistungen wie Spitex /Haushilfe/ Mahlzeitendienst in Anspruch nehmen, Unterstützung im Alltag durch Nachbarschaftshilfe organisieren, auf Angebote / Beratungen von der Gemeinde, im Quartier, eingehen, «Betreuung zu Hause» durch Familienmitglieder entgegennehmen (geregelte Entschädigung!)
Pflegewohnungen: Pflegebedürftige Menschen werden in kleinen Gruppen betreut. Bietet mehr Privatsphäre als ein grosses Pflegeheim.
Alters- und Pflegeheim: Das traditionelle Wohnen im Alter. Heute muss ein Heimeintritt nicht für immer sein.
Demenzabteilung: Fachpersonal kümmert sich um demente pflegebedürftige Menschen.
Meinem guten Entscheid für mich und meinem Umfeld stehen allerdings gewisse Hindernisse im Wege.
Eine neuere Studie der Hochschule Luzern (HSLU) geht Fragen zu bezahlbarem Wohnen im Alter nach. Studienleiterin ist die Soziologin Joëlle Zimmerli. Sie fragt unter anderem, was die Branche zu tun bereit ist, um die Chancen von Senior:innen bei der Wohnungssuche zu verbessern. Die Antworten fallen ernüchternd aus. Dies auch, weil Senior:innen Selbstständigkeit dem betreuten Wohnen vorziehen. In Letztere wird derzeit aber massiv investiert. Für die Studie wurden schweizweit über 400 institutionelle, gemeinnützige und öffentliche Immobilieneigentümer, Investoren, Liegenschaftsverwalterinnen sowie Vermarkter befragt. Bei den Befragten ist man sich des wachsenden Segments der über 65-jährigen Wohnungssuchenden durchaus bewusst: Nach der wichtigsten Zielgruppe befragt, geben heute zwar lediglich 37 % der Wohnungsanbieter die Zielgruppe «Ältere Alleinwohnende» an. Der Schwerpunkt liegt für sie heute klar bei den Familien (54 %). In Zukunft sehen die Eigentümer diesen Schwerpunkt aber klar in Richtung der Senior:innen verlagert: Auf die Frage, wer künftig die wichtigste Zielgruppe ist, antworten 63 % der Befragten mit eben jenen älteren Alleinwohnenden. Zimmerli sagt weiter: «Wir wollten sie nicht bloss zum Ist-Zustand befragen, sondern auch Modelle mit Lösungsansätzen testen». Weniger Vorbehalte gegenüber der Idee bekunden Genossenschaften (19 %) und die öffentliche Hand (29 %).
Allgemein bekannt ist:
Immobilien, vor allem auch Mietwohnungen, werden immer häufiger dazu missbraucht, mit dem eingesetzten Kapital eine maximale Rendite zu erzielen. Es erstaunt deshalb nicht, dass es viel zu wenig bezahlbare, gute Wohnungen gibt, insbesondere für Familien, aber auch für ältere Menschen. Und so verzichten diese oft darauf, nach dem Familienphase in eine kleinere Wohnung zu ziehen (was wünschenswert wäre), weil sie dafür in der Regel einen höheren Mietzins entrichten müssten als bisher.
Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften beweisen seit langem, dass es auch anders geht. Sie sorgen für bezahlbaren Wohnraum. Familien, aber auch ältere Personen, sind bei ihnen gut aufgehoben. Die Mietzinsen sind im Durchschnitt um 20 Prozent günstiger als jene auf dem freien Wohnungsmarkt. Es besteht auch ein weitgehender Kündigungsschutz. Ein guter und regelmässiger baulicher Unterhalt ist gewährleistet.
Leider macht der Wohnanteil der gemeinnützigen Wohnbauträger in den Kantonen wenige Prozentpunkte aus. Kanton und Gemeinden sollen verpflichtet werden vermehrt Bauland für sozialen Wohnungsbau bereit zu stellen.
Zahlbares Wohnen für alle fordert:
- Der Kanton verkauft den gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften geeignete Grundstücke oder gibt sie im Baurecht ab.
- Die Gemeinden erhalten ein Vorkaufsrecht für kantonale Grundstücke, was den gemeinnützigen Wohnungsbau fördert.
- Mit einem Wohnraum-Fonds werden preisgünstige Wohnprojekte und gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften unterstützt.
Auf eidgenössischer Ebene wurde am 03.06. 2025 die Volksinitiative:
«Ja, zum Schutz vor missbräuchlichen Mieten « eingereicht. (Ablauf der Sammelfrist ist 03.12.2026)
Margrit Grünwald, Luzern