Ein Vermächtnis der Solidarität – 35 Jahre VASOS
Thema: Generationendialog
«Wir haben dieses Ereignis mit Eleganz gefeiert» Freitag, 17. Oktober 2025 – Parterre Rialto, Basel
Für ein Alter in Würde und Selbstbestimmung
Einleitung: Ein Vermächtnis der Solidarität
Die Jubiläumstagung der Vereinigung aktiver Senioren- und Selbsthilfeorganisationen der Schweiz (VASOS) im Parterre Rialto war weit mehr als ein festlicher Anlass; sie war ein kraftvolles Bekenntnis zur Solidarität und zur unverzichtbaren Rolle der älteren Generation in unserer Gesellschaft. Für uns, die wir das Land in den Jahrzehnten nach 1970 mit auf-gebaut haben – in Fabriken, Büros, Schulen und Haushalten – ist die VASOS ein essenzieller Anker. Sie ist die überparteiliche Stimme, die unsere sozialpolitischen Anliegen mit Klarheit und Nachdruck in den öffentlichen Diskurs trägt.
Die Tagung spiegelte in jedem Programmpunkt den Geist jener parteipolitischen Unabhängigkeit wider, die uns stark macht, während sie gleichzeitig die Notwendigkeit des kollektiven Handelns unterstrich, ganz im Sinne einer sozialpolitischen Haltung: Wir stehen zusammen für unsere Rechte und unsere Würde.
1. Altersdiskriminierung: Ein Angriff auf unser Lebenswerk
Der wohl eindrücklichste und schmerzlichste Schwerpunkt der Tagung war die tiefgreifende Thematik der Altersdiskriminierung (Ageismus). Wenn wir, die wir dieses Land zu dem gemacht haben, was es heute ist, tagtäglich Benachteiligungen erleben – ob auf dem Arbeitsmarkt, in der Pflege oder durch geringschätzige Sprache –, dann ist dies ein direkter Affront gegen unser Lebenswerk.
Empirische Härte: Prof. Dr. Christian Maggiori beleuchtete die erschreckenden Zahlen: Bis zu 80% der älteren Menschen machen diskriminierende Erfahrungen. Als sozialpolitisch engagierte Senioren empfinden wir dies nicht nur als Unrecht, sondern als einen strukturellen Missstand, dem wir mit vereinten Kräften entgegentreten müssen. Die von der VASOS lancierte Petition für einen rechtlichen Schutz gegen Altersdiskriminierung ist ein überfälliger und dringender Akt zur Verteidigung unserer grundlegenden Bürgerrechte, die uns die Bundesverfassung zusichert.
Klare Forderungen: Die Forderung nach einem nationalen Aktionsplan und einer zentralen Fachstelle auf Bundesebene ist die notwendige Antwort auf diese Ungerechtigkeit.
Hier zeigt sich die Stärke der unabhängigen Seniorenorganisation: Pragmatisch, zielorientiert und ohne parteipolitische Scheuklappen wird die politische Verantwortung eingefordert.
2. Perspektiven einer modernen Alterspolitik
Ganz im Sinne des gewerkschaftlichen Prinzips, nicht nur Missstände anzuprangern, sondern aktiv Lösungen zu gestalten, lieferte Prof. François Höpflinger mit seinem Vortrag
«Das Alter neu denken» eine wegweisende Grundlage für die künftige Arbeit.
Fundierte Säulen: Die genannten Pfeiler der modernen Alterspolitik – wirtschaftliche Sicherheit (Renten), gute Gesundheitsversorgung und soziale Integration – sind direkt aus den Kernforderungen der Arbeitnehmerbewegung abgeleitet. Für uns als ältere Menschen, die ihre Renten durch lebenslange Beiträge gesichert haben, ist die Verlässlichkeit dieser Säulen nicht nur eine Sozialleistung, sondern eine verbriefte Gegenleistung der Gesellschaft.
Generationenpolitik: Die Betonung der Notwendigkeit einer Generationenpolitik statt ei-ner isolierten Alterspolitik greift den Grundsatz der Solidarität über alle Altersgrenzen hin-weg auf. Unsere Erfahrung lehrt: Nur im Miteinander von Jung und Alt kann Wohlstand und Gerechtigkeit nachhaltig gesichert werden.
3. Ein Vorbild der Tatkraft: Angeline Fankhauser
Die Würdigung von Angeline Fankhauser, ehemaliger SP-Nationalrätin und VASOS-Präsidentin, war eine tief bewegende Reminiszenz an das Engagement der Nachkriegsgeneration. Ihr Wahlspruch «Beherzt voran!» verkörpert jene Haltung, mit der wir – unsere Generation – die sozialen und politischen Kämpfe geführt haben: für Frauenrechte, für soziale Gerechtigkeit, für Benachteiligte. Ihre Lebensleistung beweist, dass parteiliche Überzeugung und parteiliche Unabhängigkeit in der Sache Hand in Hand gehen können. Die VASOS ist der Ort, an dem diese Überzeugungen zusammenfinden, um eine starke, unabhängige Stimme für die ältere Bevölkerung zu bilden.
Fazit und Ausblick
Die Jubiläumstagung hat eindrücklich bestätigt, dass die VASOS nach 35 Jahren ein unverzichtbarer Akteur ist. Aus unserer Sicht als sozialpolitisch engagierte Senioren und Seniorinnen, die das Fundament dieses Landes gelegt haben, ist klar: Der Kampf gegen die Altersdiskriminierung muss mit der gleichen Gewerkschaftshaltung und parteilichen Unabhängigkeit geführt werden, wie sie die Tagung ausstrahlte. Es geht um nicht weniger als die Würde und Selbstbestimmung derjenigen, die unser aller Wohlstand erarbeitet haben. Der Weg ist noch weit, aber die Solidarität innerhalb der VASOS ist die Garantie, dass wir ihn beherzt voran gehen werden.
Jakob Hauri SSR, Mitglied der AGr Alter in der Gesellschaft und Migration
Oktober 2025
Petition – Rechtlicher Schutz vor Altersdiskriminierung – VASOS – FARES