Freiwilligenarbeit – Teil 2
Thema: Sozialpolitik
Freiwilligenarbeit gibt Senior:innen das Gefühl, gebraucht zu werden und einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten
Die Anerkennung und Wertschätzung, die sie erfahren, stärken ihr Selbstbewusstsein
Freiwilligenarbeit kann Senior:innen helfen, ihren Alltag sinnerfüllend zu gestalten und eine Struktur zu schaffen. Dies kann besonders nach dem Übergang in den Ruhe-stand von Bedeutung sein. Senior:innen haben eine Fülle von Lebenserfahrung und Wissen, die sie in der Freiwilligenarbeit weitergeben können. Dies kann sowohl für jüngere Generationen als auch für andere Senior:innen von grossem Wert sein. Freiwilligenarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Engagements. Senior:innen können durch ihren Einsatz einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft leisten und etwas bewegen.
Nachfolgend einige Beispiele wie ATTE, die grösste Senior:innenorganisation der Italienischen Schweiz, die Arbeit ihrer mehr als 650 Freiwilligen konzipiert.
A. Aufwertung und Stärkung des Freiwilligeneinsatzes
Zielsetzung
Der Freiwilligeneinsatz soll durch gezielte Rekrutierung, Weiterbildung und Anerkennung der aktiven Freiwilligen in verschiedenen Bereichen gestärkt werden.
Handlungsachsen
Gezielte Rekrutierung: ATTE (die grösste Seniorenorganisation in der Südschweiz) plant eine spezifische Rekrutierungskampagne zu entwickeln, um neue Generationen von Freiwilligen anzusprechen, die Energie und vielfältige Kompetenzen mitbringen. Digitale Plattformen und soziale Medien sollen genutzt werden, ebenso wie Kooperationen mit Jugendorganisationen und Hochschulen, um neue Freiwillige zu gewinnen.
Laufende Weiterbildung: Es sollen Weiterbildungsprogramme für Freiwillige umgesetzt werden, die Grundlagenwissen vermitteln, etwa in Gruppenleitung, wirksamer Kommunikation mit älteren Menschen, psychosozialer Unterstützung und Prävention von Isolation. Dies verbessert die Qualität der angebotenen Dienste und erhöht die Zufriedenheit der Freiwilligen.
Anerkennung und Motivation: Die formale Anerkennung der Freiwilligen soll verstärkt werden – etwa durch Auszeichnungen, Dankesveranstaltungen und Kompetenzzertifikate. Damit wird der freiwillige und uneigennützige Einsatz für die Gemeinschaft gewürdigt.
B. Förderung eines aktiven und partizipativen Alterns
Zielsetzung
Negative Altersstereotype sollen bekämpft und ein positives, proaktives Bild älterer Menschen gefördert werden. Ältere Menschen sollen in soziale, kulturelle und bildungsbezogene Aktivitäten eingebunden werden, die ihre Autonomie und aktive Bürgerschaft stärken.
Handlungsachsen
Integrierte Bildungsprogramme (UNI3): Das Angebot der UNI3-Kurse soll weiter ausgebaut werden, insbesondere mit interdisziplinären Aktivitäten in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Kunst und Kultur, um die persönliche Entwicklung während des ganzen Lebens zu fördern. Es sollen auch innovative Themen wie digitale Grundbildung, persönliche Finanzen, Gesundheitskompetenz und Nachhaltigkeit einbezogen werden.
Kulturelle und kreative Aktivitäten: Das kulturelle Angebot soll erweitert werden, etwa mit künstlerischen Werkstätten, Kursen in kreativem Schreiben, Fotografie und Theater. Diese Aktivitäten fördern die kreative Ausdrucksfähigkeit, das Zugehörigkeitsgefühl und die soziale Interaktion.
Förderung der psychischen Gesundheit: Möglichkeiten für psychologische Unterstützung und Selbsthilfegruppen sollen geprüft werden, um Einsamkeit, Depression und Angstzustände zu begegnen – Probleme, die im Alter häufig vorkommen. Achtsamkeit und Stressbewältigung sollen gezielt gefördert werden.
C. Prävention von sozialer Isolation und psychophysischem Abbau
Zielsetzung
Soziale Isolation und der psychophysische Abbau sollen durch ein breites Spektrum an Aktivitäten für verschiedene Altersgruppen älterer Menschen verhindert werden. Der Fokus liegt dabei sowohl auf sozialen Kontakten als auch auf körperlicher und geistiger Aktivität.
Handlungsachsen
Sozialisierungsprogramme: Die Aktivitäten in den Tageszentren sollen gestärkt und um neue Formate wie Lesegruppen, handwerkliche Werkstätten und Gesellschaftsspiele erweitert werden, welche soziale Interaktion und Freundschaften fördern.
Körperliche Aktivität und Wohlbefinden: Die Förderung regelmässiger Bewegungsangebote wie sanfte Gymnastik, Spaziergänge, Tanz- und Yogaworkshops soll weitergeführt und verstärkt werden, um die körperliche Beweglichkeit und das Wohlbefinden zu fördern.
Digitale Prävention: Die Kurse zur Nutzung digitaler Technologien sollen weiterentwickelt werden, um Isolation zu bekämpfen. Ältere Menschen sollen lernen, wie sie Videoanrufe, soziale Netzwerke und Gesundheitsapps nutzen können, um mit Freunden und Familie auch über Distanz in Kontakt zu bleiben.
D. Intergenerationelle Inklusion und soziales Wohnen
Zielsetzung
Es sollen Räume und Gelegenheiten geschaffen werden, die den Austausch zwischen Generationen fördern und innovative Formen des sozialen Wohnens unterstützen, bei denen ältere und jüngere Menschen solidarische Netzwerke bilden.
Handlungsachsen
Intergenerationelle Projekte: Es sollen gezielt Initiativen gefördert werden, die junge und ältere Menschen in gemeinsamen Aktivitäten zusammenbringen – z. B. Kochateliers, Gemeinschaftsgärten, kulturelle Veranstaltungen und Schulprojekte. Diese stärken den Zusammenhalt zwischen den Generationen und bauen kulturelle sowie soziale Barrieren ab.
Entwicklung gemeinschaftlicher Wohnformen: Die Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen und Vereinen soll wiederaufgenommen werden, um Co-Housing-Modelle zu entwickeln, in denen ältere Menschen gemeinsam mit anderen Bevölkerungsgruppen (Jugendliche, Familien) wohnen. So entsteht gegenseitige Unterstützung und ein lebendiges soziales Umfeld (siehe auch: „solidarische Region“ und „Quartierportiers“).
E. Psychophysisches Wohlbefinden und Lebensqualität
Zielsetzung
Ältere Menschen sollen für die Bedeutung eines guten psychophysischen Gleichgewichts sensibilisiert werden. Gesunde Lebensstile sollen gefördert werden, um ein aktives und bewusstes Altern zu ermöglichen.
Handlungsachsen
Psychische Gesundheit: Möglichkeiten für psychologische Unterstützung und Selbsthilfegruppen sollen geprüft werden, um Einsamkeit, Depression und Angst entgegenzuwirken. Die Schulung in Achtsamkeit und Stressbewältigung soll gestärkt werden.
Vorbereitung auf die Pensionierung: Sich auf die Pensionierung vorzubereiten, erlaubt es den Menschen, diesen Übergang bewusst zu gestalten. Themen sind die Biologie des Alterns, psychologische Aspekte (Prävention und Betreuung), soziale Sicherung (AHV, berufliche Vorsorge), Lebensstandarderhalt, Erb- und Familienrecht, Besteuerung sowie soziale und territoriale Ressourcen.
Daniel Burckhardt, Mitglied Vorstand VASOS-FARES und Vizepräsident ATTE