Wer möchte schon nicht eine drohende Demenz verhindern?
Thema: Gesundheit, News
Mit zunehmendem chronologischem Alter altert auch unser Gewebe. Alle Organe verlieren etwa ab dem 30. Altersjahr kontinuierlich Zellen.
Die Muskelmasse nimmt ab, die Haut schrumpft, das Herz wird schwächer … auch das Hirn ist diesem Prozess unterworfen. Das ist der natürliche Verlauf der Dinge – memento mori, gedenke des Todes. Nun verläuft aber der Abbauprozess weder bei allen Individuen noch bei den einzelnen Organen gleich rasch ab – und ist beeinflussbar!
Bei rund 30’000 Personen schweizweit wird jährlich eine Demenz neu diagnostiziert. Die häufigste Form heisst Alzheimer mit einer Lebenserwartung ab Diagnosezeitpunkt von 5 bis 12 Jahren. Bei den selteneren, oft gefässbedingten Formen ist die verbleibende Lebenszeit etwas kürzer. Die hauptsächlichen Beschwerden betreffen das Kurzzeitgedächtnis, die Wortfindungsstörungen, Orientierungsverlust aber auch Persönlichkeitsveränderungen. Die Gefühle werden durch die Demenz eigentlich nicht direkt betroffen, aber die Ohnmacht, sich nicht ausdrücken zu können oder gesuchte Orte oder Gegenstände nicht zu finden. macht tendenziell depressiv und aggressiv, beides ist möglich.
Therapeutisch kann die universitäre Medizin seit Jahrzehnten nichts Besseres bieten ausser Medikamenten, die mehr kosten als nützen. Einzig eine, allenfalls von Antidepressiva unterstützte, empathische aber aufwändige und deshalb teure Betreuung durch speziell in der Kommunikation mit Dementen ausgebildeten Fachkräfte hilft den Betroffenen, sich mit ihrem Elend abzugeben. Angesichts dieser trostlosen Situation wäre es zielführend, Risikofaktoren für eine dementielle Entwicklung zu kennen. Diesbezüglich hat sich seit Neustem tatsächlich etwas bewegt!
Vor rund einem Jahr veröffentlichte «Lancet», eine renommierte britische medizinische Zeitschrift, einen Bericht über erforschte Demenz-Risikofaktoren. Am wichtigsten ist – unvermeidlich – das hohe Alter. Als vermeidbare Risiken werden im Artikel aufgeführt:

Gewisse Risikofaktoren sollten ärztlich behandelt (kursiv: 25%) werden, andere sind verhaltensabhängig (fett: 12%). Je früher darauf geachtet wird, desto wirksamer sind die Bemühungen, aber auch eine Hörapparateversorgung mit 75 hat noch positive Auswirkungen: mieux tard que jamais!
Da die Alzheimerforschung bisher einzig Eiweiss-Ablagerungen auf gewissen Hirnzellen fand, gegen die bisher aber kein nachhaltig wirksames Medikament gefunden worden ist, stellt die neuste Publikation im vertrauenswürdigen «Lancet» ein Gamge-Changer dar – eine echte Hoffnung gerade für Gefährdete, bei denen Familienangehörige dement starben. Was wir leider noch nicht wissen, wie weit die Gehirnzellen, noch unbemerkt, bereits abgebaut waren bei Beginn der Massnahmen gegen vorhandene Risiken. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass alle ergriffenen Schritte sicher mehr nützen als schaden, nach dem Motto: «Nützt’s nüüt (gegen Demenz), so schadets sicher nöd!»
David Winizki , Hausarzt, Mitglied Vasos und AVIVO Zürich